Petition richtet sich an:
Bundesregierung ab Herbst 2013
Wir fordern die neue Bundesregierung auf, sich in der Legislaturperiode ab Oktober 2013 auf nationaler und internationaler Ebene für eine umweltverträgliche, klima- und standortangepasste kleinbäuerliche Landwirtschaft sowie für die weltweite Verbreitung der Prinzipien des Öko-Landbaus und des Fairen Handels einzusetzen.
Rechte von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern stärken Wir fordern eine deutsche und europäische Handels- und Agrarpolitik, die den Aufbau lokaler Märkte und regionaler Wertschöpfungsketten in Entwicklungsländern ermöglicht. Dazu gehören: gerechte Welthandelsregeln, das Unterbinden von großflächigen Landnahmen und Nahrungsmittelspekulationen, der Verzicht auf weitere Marktöffnungen in Entwicklungsländern und die Abschaffung der Agrarexportförderung in Europa.
Kleinbäuerliche Wirtschaftsweisen fördern statt Agrarindustrie Wir fordern mehr Investitionen in eine agrarökologisch ausgerichtete Beratung, in die Weiterbildung von Kleinbäuerinnen und mehr Mittel für Kleinkreditprogramme.
Umwelt- und klimafreundliche Lebensmittelproduktion weltweit fördern Wir fordern mehr Forschungsgelder für ökologischen Landbau, auch in Trockengebieten und tropischen Klimazonen. Kleinbäuerinnen müssen zudem bei den notwendigen Anpassungsstrategien an den Klimawandel finanziell, fachlich und technisch unterstützt werden.
Die Kampagne "Öko + Fair ernährt mehr!" von Weltladen-Dachverband und Naturland wird die gesammelten Unterschriften im Herbst 2013 an eineN VertreterIn der neuen Bundesregierung überreichen. Weitere Informationen zur Kampagne gibt es unter https://www.oekoplusfair.de.
Begründung
Als langjährige Akteure des Öko-Landbaus und des Fairen Handels setzen sich Naturland und der Weltladen-Dachverband für agrarökologische Wirtschaftsweisen und faire Handelsbedingungen ein. Wir fordern eine globale Agrarwende, wie sie auch der Weltagrarbericht (www.weltagrarbericht.de) fordert.
Das derzeitige globale Agrarmodell überansprucht die natürlichen Ressourcen, führt zu weltweiten Umweltproblemen, Armut und Hunger. Die Dramatik der Ernährungskrise liegt insbesondere darin, dass die weltweite Lebensmittelproduktion eigentlich ausreicht, um alle Menschen zu ernähren. 2011 wurden weltweit über zwei Milliarden Tonnen Getreide geerntet, mehr als je zuvor. Doch nur 46% dieser Ernte wurden für die Ernährung genutzt, der Rest wurde zu Tierfutter, Sprit und Industrierohstoffen verarbeitet (FAO 2011).
Aktuell hungern weltweit 870 Millionen Menschen. Davon leben etwa zwei Drittel in ländlichen Regionen, etwa die Hälfte von ihnen sind Kleinbäuerinnen und -bauern. Hunger ist damit vor allem ein ländliches Problem. Obwohl die Menschen in der Produktion von Agrargütern beschäftigt sind, reicht ihr Einkommen nicht aus, um sich und ihre Familien mit ausreichend Nahrungsmitteln zu versorgen. Weltweit leben 2,6 Milliarden Menschen und damit knapp 40% der Weltbevölkerung hauptsächlich von der Landwirtschaft. 85% der weltweit 525 Millionen Bauernhöfe sind kleiner als zwei Hektar groß. Diese Betriebe produzieren den größten Teil aller Lebensmittel und bewirtschaften etwa 60% der weltweiten Anbaufläche, dabei häufig die schlechteren und weniger gut bewässerten Böden (www.weltagrarbericht.de).
Damit Kleinbäuerinnen souverän ihre Existenz sichern können, brauchen sie ausreichende Rechtssicherheit sowie bessere Verhandlungspositionen bei der Vermarktung, zum Beispiel durch Zusammenschlüsse, wie es bereits erfolgreich im Fairen Handel umgesetzt wird. Zudem benötigen sie Möglichkeiten, sich gegen Billigimporte aus Drittländern zu schützen.
Industrielle Landwirtschaft ist kosten- und energieintensiv und beschäftigt wenige Arbeitskräfte. Kleinbäuerinnen können mehr: Verbesserte, lokal angepasste, kleinflächigere Anbaumethoden, meist einfache Technologien, geeignetes, gentechnikfreies Saatgut und eine Vielzahl von ökologischen Strategien bergen ein gewaltiges Produktivitätspotential. Kleinbäuerinnen sind zudem oft Antriebskraft für ländliche Entwicklung. Durch faire Teilhabe an den internationalen Wertschöpfungsketten folgen neben dem existenzsichernden Einkommen soziale und gesellschaftliche Errungenschaften wie Schulbildung, Gesundheitsversorgung, verbesserte technische Ausstattung und Infrastruktur.
Um Ernährung zukunftsfähig zu sichern, ist eine grundlegende ökologische Umgestaltung der landwirtschaftlichen Produktion mit einhergehendem geringeren Ressourcenverbrauch und weniger Umweltschäden nötig - etwa um Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.