Region: Gemeinde Hatten
Energie

Windpark mit Augenmaß!

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Rat und Bürgermeister der Gemeinde Hatten
532 Unterstützende

Bearbeitungsfrist abgelaufen

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  1. Gestartet 2015
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

24.08.2017, 13:59

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100 Interessierte diskutierten planungsrechtliche Aspekte des Windkraftausbaus.
Auch Ängste und das Gefühl von Ohnmacht waren zu spüren.
VON KARSTEN KOLLOGE
LANDKREIS/WILDESHAUSEN – So lange tage im Kreishaus nur der Umweltausschuss, flachste Baudezernentin Eva-Maria Langfermann. Volle vier Stunden lang tauschten sich am
Dienstagabend rund 100 Interessierte über ein Thema aus, das elektrisiert – und polarisiert:
Windkraft.
Nach Vorträgen von Dr. Christoph Schmidt-Eriksen (Niedersächsisches Umweltministerium)
über energiepolitische Hintergründe, Prof. Dr. Wilhelm Söfker über planungsrechtliche
Aspekte, Oliver Bunk über Immissionsschutz und Dr. Matthias Schreiber über Artenschutz hatten die Zuhörer das Wort. Stefan Idel, Leiter der NWZ-Redaktion Wildeshausen,
moderierte.
 FÜNF SEITEN FRAGEN
Wie kritisch der Bau von immer mehr und höheren Windrädern von vielen Menschen
im Landkreis gesehen wird, hatte sich schon im Vorfeld des Abends an den schriftlich eingegangenen Fragen gezeigt. Sie füllten fünf DINA4-Seiten und waren fast ausnahmslos auf „Nebenwirkungen“ der Anlagen gemünzt. Und auf deren Anzahl: Allein in der Grenzregion der Gemeinden Dötlingen, Ganderkesee und Prinzhöfte seien bis zu 50 Anlagen vorgesehen
– warum der Landkreis denn da nicht steuernd eingreife, wollte die FDP-Kreistagsabgeordnete Marion Daniel wissen.
Bei der Diskussion am Dienstagabend kristallisierten sich vor allem zwei Knackpunkte
heraus.
 SCHRECKGESPENST MILAN
Da ist zunächst der Artenschutz. „Sehr relevant“ sei für Windkraftbauer der § 44 des
Bundesnaturschutzgesetzes, hatte Matthias Schreiber in seinem Einführungsvortrag
erklärt. Besonders geschützte Arten dürften danach nicht getötet werden – ihr Schutz sei
„individuen-bezogen“. Doch Windanlagen seien für einzelne Arten eine tödliche Gefahr,
vor allem für den Mäusebussard und für „das Schreckgespenst aller Windparkplaner“,
den Rotmilan. Ebenfalls stark betroffen: Fledermäuse. Nach Hochrechnungen kämen pro
Anlage und Jahr im Schnitt zehn Tiere zu Tode, insgesamt 250 000 in Deutschland.
Schreiber ging auch darauf ein, wie Windkraftbauer das Hindernis des § 44 überwinden
können – durch artenschutzrechtliche Ausnahmeprüfungen.
Die Ausnahmegenehmigung sei möglich, wenn es keine standörtliche oder
betriebliche Alternative gibt, wenn ein zwingendes öffentliches Interesse vorliegt und es
drittens auf die jeweilige Art zugeschnittene Maßnahmen zur Wahrung des Erhaltungszustandes gibt.
Hier kam Kritik aus der Versammlung am Landkreis Oldenburg hoch: Die Zahl der
von ihm im Sinne der Windparkplaner erteilten Ausnahmegenehmigungen
sei sehr hoch. Langfermann dementierte das nicht. Der Landkreis verfolge das Ziel, bei den geschützten Arten den Status quo zu halten. Man nehme in Kauf, dass Tiere getötet werden
und setze darauf, durch naturschutzfachliche Maßnahmen die Population insgesamt
halten zu können.
In ein ganz anderes Horn stieß Cord Remke (Harpstedt): „Um jedes getötete Tier ist es
schade“, räumte der Beckelner ein. Aber es gehe nicht an, dass der Artenschutz höher
gewichtet werde als der Klimaschutz: „Wenn wir die Klimaschutzziele nicht erreichen,
brauchen wir uns um den Artenschutz bald keine Gedanken mehr zu machen.“
 SCHLAFSTÖRUNGEN
Der zweite Knackpunkt am Dienstagabend: gesundheitliche Folgen der Windkraft. Als
die Bürgerinitiative gegen den Windpark Haidhäuser das Thema Infraschall angesprochen
habe, hätten einzelne Politiker gelacht, erinnerte sich Windpark-Anrainer Manfred
Helmers. Seit der Windpark in Betrieb sei, würden Nachbarn unter Schlafstörungen
und Herzproblemen leiden.
„Wir haben damit die größten Probleme.“
Schmidt-Eriksen entgegnete, dass es bis dato keine wissenschaftlichen Belege für
derartige Wirkungen von Infraschall gebe. Allerdings laufe hierzu eine Untersuchung
durch das Umweltbundesamt.
Marianne Steinkamp (Dötlingen) zitierte in diesem Zusammenhang eine Forderung
der Ärzteinitiative gegen Infraschall, die einen Mindestabstand von 3000 Metern zwischen
Windrädern und Wohnbereichen fordere.
 FORTSETZUNG GEWOLLT
„Hier fehlt die fachmedizinische Seite“, kritisierte Nils- Christian Heins. Es mache
Sinn, einen Arzt zu den gesundheitlichen Folgen der ehrgeizigen Windkraft-Pläne
im Landkreis zu hören. Langfermann sagte zu, diese Anregung mit in die politischen
Gremien zu nehmen.
ANTWORTEN SPÄTER
Fragen zum Thema Windenergie,
die im Vorfeld der Veranstaltung schriftlich geäußert wurden und am Dienstag nicht an die Reihe kamen, will der Landkreis mit Unterstützung der vier Referenten nachträglich
beantworten. Die Informationen würden ab etwa
1. September bereitgestellt
unter www.oldenburgkreis.de, Rubrik Bauen & Umwelt/Bauordnungsamt.
Quelle: mobil.nwzonline.de/oldenburg-kreis/politik/landkreis-wildeshausen-windenergie-nebenwirkungen-polarisieren_a_32,0,2707042638.html vom 24.08.2017


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