Region: Der Senat von Berlin, Kulturverwaltung
Kultur

Für die Benennung des Platzes vor der Akademie des Jüdischen Museums Berlin nach Moses Mendelssohn

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Der Semat von Berlin, der Regierende Bürgermeister
3.291 Unterstützende

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

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  1. Gestartet 2013
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

30.04.2013, 16:53

Ein Platz für Moses Mendelssohn


Moses Mendelssohn (*1729 † 1786) war unter seinen Zeitgenossen ein geachteter Philosoph, Literaturkritiker, Übersetzer, Bildungsbürger. Er trat für eine „jüdische Aufklärung“ ein, eine Interpretation der Bewegung der Aufklärung aus jüdischer Sicht. Als ein Freund Lessings soll er auch ein Vorbild für „Nathan den Weisen“ gewesen sein.

Nun sollte der Platz vor dem Bildungszentrum des Jüdischen Museums in Berlin neu benannt werden, und da Mendelssohn einen beträchtlichen Teil seines Lebens in Berlin verbrachte und sich für eine bessere Bildung seiner jüdischen Mitbürger einsetzte, lag eine Benennung dieses Platzes nach dem Gelehrten recht nahe. Allein: Es ging nicht. Denn die grüne Mehrheit des zuständigen Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg sperrte sich dagegen, weil Mendelssohn keine Frau war. So zumindest die offizielle Argumentation, hinter der es sich trefflich verstecken läßt. Denn in den letzten Jahren wurde dieses Prinzip sehr wohl durchbrochen – so etwa für die Rudi-Dutschke-Straße oder die Silvio-Meier-Straße. Aber sie hießen wenigstens nicht Moses …

Nun könnte man gewitzt argumentieren, daß ja angesichts des rein konstruierten Geschlechterbegriffs in den modernen Gender-Studies niemand sagen könnte, wie sich Mendelssohn gefühlt hatte. Vielleicht ja auch ganz anders? Jenseits der bourgeoisen Geschlechterkategorien? Doch leider versteht da die Linke keinen Spaß, und aus dem „konstruierten Geschlecht“ werden ganz schnell wieder biologische Männlein und Weiblein, wenn es um die Quote geht.

Götz Aly, der im Stiftungsrat des Jüdischen Museums Berlin sitzt, kommentiert das in einer Kolumne treffend:

Mendelssohn belustigte sich 1769 über die lokale Geistesarmut und die „Sottisen“ des Berliner „Hofpöbels“. Friedrich II. verweigerte ihm die Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften, die Nazis vernichteten eine Gedenktafel zu seinen Ehren, die Grünen sind dabei, die Benennung eines Platzes nach ihm zu verhindern. Offenbar war und ist Moses Mendelssohn für Berlin einfach zu schade.

Nun konnte ein „Kompromiß“ gefunden werden: Der Platz wird „Moses-und-Fromet-Mendelssohn-Platz“ heißen. Offenbar war das grüne Spießertum schließlich auch höherorts Verantwortlichen zuviel, so daß sie einen gesichtswahrenden Ausweg für ihre Bezirkspolitiker suchten, in dem die wenig bekannte Frau Mendelssohns mitgenannt wird. Das ist zwar ein wenig inkonsequent — Götz Aly hat in einem anderen Text geunkt, ob der Berliner Flughafen einmal auch „Ruth-und-Brigitte-Seebacher-und Willy-Brandt-Flughafen-Berlin-Brandenburg“ genannt würde — aber zumindest kann man es in romantischer Weise argumentieren.

Im Spiegel ist der Fall Anlaß für ein paar Betrachtungen zur Regelungswut in Deutschland von Sebastian Hammelehle. Im Grundsatz hat er recht, nur hängt er es am falschen Thema auf. Mein Verdacht ist doch eher, das spießig-bornierte Lokalgrüne ihre Macht auskosten wollten, um einen ideologisch nicht genehmen Namen zu verhindern; dafür sprechen auch Berichte über andere Straßenbenennungen.


30.04.2013, 16:42

Ressentiments gegen die Quote
von Katrin Schuster
30. April 2013

Wegen einer im Jahr 2005 vom Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg beschlossenen Frauenquote für Straßen und Plätze verfolgt man dort aktuell eine Politik der "affirmative action", das heißt: der bewussten Bevorzugung von Frauen als topografische Patinnen. Dass der Platz vor der neuen Akademie des Jüdischen Museums nach Moses Mendelssohn benannt werden sollte, sorgte folglich für eine Debatte - die schließlich in einen Kompromiss mündete. Der Platz wird nun Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz heißen: nach dem großen deutschen Aufklärer und seiner Frau. Man mag von dieser Lösung halten, was man will: Ein Kompromiss ist ein Kompromiss ist ein Kompromiss...

Die bitterste Erfahrung war ohnehin die Tatsache, wie viele Journalisten anlässlich der Diskussion endlich die Gelegenheit gekommen sahen, all ihre Ressentiments gegen die "Regelungswut" (Spiegel Online), die eine Quote angeblich darstellt, herauszutröten. Man lausche nur mal diesen rhetorischen Wendungen: Die Welt sah eine Frau "aufs Schild gehievt", auf heise.de ist von "Gender-Dogmatismus" die Rede, und der Tagesspiegel erkannte ein grundlegendes Problem, nämlich die "Zwickmühle zwischen Quote und Vernunft".

Quote und Vernunft stellen also einen Widerspruch dar? Man muss selbstredend nicht zweimal raten, welchem Geschlecht am Ende welcher Part angedient werden wird. Auf Spiegel Online ordnete man die öffentliche Diskriminierung des Weiblichen gar als naturgegeben ein, weshalb kein Gesetz etwas daran ändern könne und also besser auch nicht sollte. Ja, wo kämen wir denn da hin!

Das schockierende Menetekel im Wortlaut:

Lassen sich Tod, Krankheit und Armut durch Behörden und Beamte aus der Welt schaffen? Wohl eher nicht. In Deutschland versucht man's trotzdem. Ein aktueller Fall in Berlin zeigt, wohin das bald führen könnte: zu Straßen, deren amtlich aufgeblähte Namen länger sind als die Straßen selbst.
Neun zusätzliche Buchstaben

Man erinnere sich: Es geht hier eigentlich nur um neun zusätzliche Buchstaben. Aber natürlich geht es, wie immer, um mehr. Über Fromet Mendelssohn, geborene Gugenheim, schreibt der Spiegel-Autor, und das ist seine finale Pointe:

Die ist zwar historisch unbedeutend. Aber eine Frau.

Jenseits des dezent despektierlichen "die" zeugt dieser Satz vor allem von einer peinlichen Ignoranz gegenüber allem, was unter dem Etikett "gender" je diskutiert wurde. Schließlich verwundert es wenig, dass Fromet Mendelssohn "historisch unbedeutend" ist, da es im 18. Jahrhundert für eine Frau beinahe unmöglich war, "historisch bedeutend" zu werden, da dem Weiblichen sowohl die historische Qualität als auch die eigene Bedeutung von vorneherein abgesprochen wurde.

Und wenn Frauen dagegen Protest einlegten, landeten sie im schlimmsten Fall - man denke an Olympes de Gouges, die die von der Französischen Revolution erkämpften Bürgerrechte auch für das weibliche Geschlecht einforderte - auf dem Schafott und mussten ihren Kopf nicht nur metaphorisch dafür hinhalten. Eben deswegen kann man es mit einigem Recht als notwendig erachten, manchen Frauen wenigstens nachträglich die historische Bedeutung zuzusprechen.

Mit jenen offensichtlich auch von dem heise.de-Autor arg gefürchteten, titelschleicherischen und den Mann nur zu gern auf dem Altar ihrer Geltungssucht opfernden Frauen, deren Bedeutung "ersichtlich aus ihrer Heirat ersteht - so wie früher die Anrede 'Frau Doktor' und 'Frau Professor' für nicht promovierte und habilitierte Damen der Gesellschaft, die sich eine gute Partie gesichert hatten", hat Fromet Mendelssohn tatsächlich denkbar wenig gemein.

Daran, dass sie nie im patriarchalen Sinne "historisch bedeutend" wurde, trägt vielmehr nicht zuletzt ihr eigener Ehemann schuld. Moses an Fromet:

Wie ich von Herrn Salman Emmerich vernehme, übertreiben Sie den Fleiß im Lesen sehr, und machen beynahe einen Misbrauch davon. Dieses kann ich durchaus nicht billigen. Was wollen Sie damit ausnehmen? Gelehrt werden? Davor behüte Sie Gott! Eine mäßige Lectüre kleidet dem Frauenzimmer, aber keine Gelehrsamkeit.
Ein zweites Opfer

Doch nicht nur Fromet Mendelssohn erfuhr in dieser Debatte keine historische Gerechtigkeit. Noch ein zweites Opfer ist zu beklagen, dessen politische Haltung es offenbar als ähnlich "historisch unbedeutend" brandmarkt wie die Frau Fromet Mendelssohn.

In den meisten Artikeln über die Platz-Benennung werden dem Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain zwei Quoten-Ausnahmen vorgeworfen: Die eine ist die Benennung einer Straße nach Rudi Dutschke, die andere die Benennung einer Straße nach "Silivio Meier" (taz) bzw. "nach linksradikalen Männern wie […] Silvio Mayer" (Götz Aly in der "Berliner Zeitung") bzw. nach dem "Hausbesetzerszene-'Märtyrer' Silvio Meider" (heise.de).

Tatsächlich hieß der Mann Silvio Meier, und was Aly und heise.de – im Gegensatz zu ihrer ostentativen Gleichgültigkeit gegenüber der korrekten Schreibweise und damit der Identi


30.04.2013, 07:16

Straßenumbenennungen in Friedrichshain-Kreuzberg Frauen, auf die Straßen!
28.04.2013 10:27 Uhr von Harald Martenstein

Im Fall der Benennung eines Platzes nach Moses Mendelssohn konnte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ganz auf seiner geschlechterpolitischen Linie bleiben. Bei anderen, weniger soliden Prominenten, könnten die Straßenschilder schnell zu klein werden.
In Friedrichshain-Kreuzberg hat die Bezirksverordnetenversammlung vor einiger Zeit beschlossen, dass Straßen und Plätze nur noch nach Frauen benannt werden. Und zwar so lange, bis im Stadtbild von Kreuzberg und Friedrichshain 50 Prozent der Straßennamen weiblich sind. Es handelt sich um ein Jahrhundertprojekt. Denn jedes Jahr wird nur eine Handvoll Straßen neu- oder umbenannt. Eine Zeitung hat ausgerechnet, dass es einige Menschenleben dauern könnte, bis die Quote erreicht ist. Sollte also irgendwann ein Kreuzberger sämtliche Nobelpreise auf einmal gewinnen, das Perpetuum mobile erfinden oder einen Impfstoff gegen das HIV-Virus entdecken, der gleichzeitig Marshmallows in Gold verwandelt und gegen den Welthunger hilft, dann sollte er sich in Kreuzberg keine falschen Hoffnungen auf eine Ehrung machen, falls es zufällig ein Mann ist.
Zwei Ausnahmen hat der Bezirk gemacht und Straßen nach Männern benannt
Nein – sie haben in den vergangenen Jahren immerhin zwei Ausnahmen gemacht. In Kreuzberg sind unter grüner Bezirksregierung eine Straße nach Rudi Dutschke und eine Straße nach Silvio Meier benannt worden, einem von Neonazis ermordeten Hausbesetzer. Rudi Dutschke ist quasi der Konrad Adenauer der Grünen. Nun gab es dieses Problem mit dem Philosophen Moses Mendelssohn. Ein Platz am Jüdischen Museum, vor der neuen Akademie des Hauses, sollte nach Mendelssohn benannt werden, der als Denker der Aufklärung schon auch ein relativ fortschrittlicher Mensch war, andererseits war er nicht direkt ein Revolutionär und auch kein Mitglied der Grünen wie Rudi Dutschke. Das machte die Sache natürlich schwierig. Andererseits war Mendelssohn Jude, da ist Fingerspitzengefühl vielleicht nicht ganz unangebracht. Insofern haben die Kreuzberger Bezirkspolitikerinnen nach langem Widerstand und hartem Kampf am Ende doch genderpolitisch einem Kompromiss zugestimmt. Der Platz darf jetzt „Fromet- und Moses-Mendelssohn-Platz“ heißen. Fromet, eine geborene Gugenheim, war die Ehefrau von Moses.
Alle sind erleichtert, auch, weil der Philosoph Moses Mendelssohn ein solider Typ und zum Glück nur einmal verheiratet war. Im Falle von Willy Brandt müsste so ein Platz ja „Carola-Brandt-, Rut-Brandt-, Brigitte-Seebacher-Brandt- und Willy-Brandt-Platz“ heißen, wobei nicht auszuschließen ist, dass Brigitte Seebacher-Brandt gegen die Nennung ihrer beiden Vorgängerinnen klagt. Manche Männer heiraten, wenn überhaupt, leider gar keine Frau. „Die-Frau-die-er- geheiratet-hätte-wenn-er-hetero-gewesen-wäre-und-Dirk-Bach-Platz“, geht das überhaupt? Andere leben, was ja völlig legitim ist, den häufigen Partnerwechsel. Immerhin könnte man mit dem „Alle-Freundinnen-von-Rolf-Eden-und- Rolf-Eden-Platz“ die Kreuzberger Straßenfrauenquote wahrscheinlich, rein quantitativ, mit einem Schlag erfüllen.


Einige Leserkommentare zum Artikel von H. Martenstein:

lächerlich ....
zur Debate eine absurde Platzbenennung, um politisch-korrekte Eiferer zu befriedigen. Nirgends im Berliner Straßenverzeichnis findet man eine Referenz zum (femininen) Wort "Toleranz".
Wie wäre es denn mit einer Widmung "Platz der Toleranz"?
Berlinbesucher würden sich freuen!


Am Ende reicht das Geld nicht
mal für ein Straßenschild. Im BA Pankow ist noch nicht mal aufgefallen das der Platz des 9.November der mit großen Brimborium übergeben wurde,bis heute kein Straßenschild hat.


Toll!
Jetzt gendern wir die Straßennamen. Die Luxusprobleme einiger Alt-68er? Naja, wenn man keine anderen Problem hat...


abteilung Mendelsohn
warum nicht einfach Mendelsohnplatz?!?!


die Straßennamen...
...die seit Bezirksgründung (inklusive Hobrechtplan) vorhanden sind, sollten aber unantastbar bleiben! Vorallem die Richtungsweisenden Straßen!
zb: in einem Nordostbezirk (Prenzlauer Berg) die Danziger Straße,
Christburger STraße, Marienburger Straße, Stargarder Straße, Greifswalder Straßé
in einem Südostbezirk (Kreuzberg Ost) die Oppelner Straße, Kohlfurter Straße, Reichenberger Straße (schon Böhmen!,
in einem Westbezirk (Schöneberg) die Düsseldorfer Straße, Bochumer Straße, Kölner Straße


Konsequente Inkonsequenz der Grünen
Die Kochstraße sollte daher Gretchen-Dutschke-Klotz-Rudi- Dutschke-Straße und die letzte Straßenumbenennung mangels Ehefrau nach einer anderen Frau oder als Kompromiss Silvia-Meier-Straße heißen.


Solche Beschlüsse kommen dabei heraus,
wenn Möchtegernparlemantarier Politik machen dürfen.
Ich verstehe ja, dass die BVVlerinnen die Welt bewegen wollen, aber doch nicht durch Lachstürme, die ihre Auswürfe zur Folge haben.
Als Frau fühle ich mich veräppelt.


Str.-Namen, Male, Symbole sind be


30.04.2013, 00:54

Alle lachen über grüne Spießer

Wenn schon der Kölner Stadtanzeiger sich über die grünen Spießer lustig macht, ist es weit gekommen. In Berlin blamieren sich die Gutmenschen gerade mit einem peinlichen Streit um einen Straßennamen. Die jüdische Gemeinde hätte den Platz vor dem jüdischen Museum gerne nach dem Philosophen Moses Mendelssohn benannt. Das geht aber leider nicht. Nicht weil er Jude war – das hatten wir früher – sondern weil er keine Frau war. Denn männliche Namensgeber sind zur Zeit nur in Ausnahmen erlaubt, wenn es sich nämlich um Linksextremisten handelt. Ansonsten ist die Sträßin eine Frau.

Tobias Kaufmann lästert im Stadtanzeiger:

Moses Mendelssohn passt perfekt zum Jüdischen Museum. Ein bekennender Linker war er nicht. Wieder Pech. Also lehnten die Grünen den Antrag ab und schlugen vor, den Platz nach der Salonnière Rahel Varnhagen zu benennen. Vermutlich hatten sie nach einer berühmten Jüdin gegoogelt und übersehen, dass Varnhagen 1814 zum Christentum konvertiert war. Da könnte man genauso gut die grüne Parteizentrale nach Otto Schily benennen.

Apropos Schily. Unter Vermittlung der SPD – die sich ja immer zwei Stühle nimmt, um sich dazwischenzusetzen – entstand ein Kompromiss. Der Platz wird nach dem Ehepaar Fromet und Moses Mendelssohn benannt. Fromet war eine kluge Frau, die Moses zehn Kinder gebar – aber der berühmte Denker war er, nicht sie. Der Kompromiss klingt daher nach einem Ruhrpott-Scherz (Dem Moses Mendelssohn seine Frau ihr Platz) oder nach Zeiten, in denen Hausfrauen mit dem Titel des Gatten angesprochen wurden. Er ist aber ernst gemeint. Und beschlossen.

Wir lernen daraus: Viele Grünen sind noch viel spießiger, als man ohnehin schon fürchtete. Und Berlin hat sonst keine Probleme. Gott und seiner Frau sei Dank.



29.04.2013, 13:08

Rzecpospolita
Berlińskie problemy. Mendelssohn nie był kobietą

Jerzy Haszczyński 29-04-2013, ostatnia aktualizacja 29-04-2013 09:18

Niewiele brakowało, a ofiarą postępowych radnych w Berlinie padłby żydowski filozof z osiemnastego wieku Moses Mendelssohn. W dzielnicy Kreuzberg obowiązuje bowiem zasada, że nowe ulice mogą dostawać tylko patronki, a nie patronów

Radni początkowo odrzucili więc pomysł, by placowi przed Muzeum Żydowskim nadać imię Mosesa Mendelssohna. Nie był bowiem kobietą. Nie wystarczało, że - jak podkreślało kierownictwo muzeum - jego działalność była zgodna z misją tej placówki, czyli tolerancją i zrozumieniem dla inności.

Sprawą zainteresował się nawet najbardziej wpływowy dziennik na świecie „New York Times". Cytował między innymi szefową rady dzielnicy Kristine Jaath (z partii Zielonych), która skarżyła się, że z powodu patriarchalnej polityki „kobiety były zaniedbywane". Od 2005 roku obowiązuje zasada, która ma spowodować, że błędy patriarchalnej polityki zostaną naprawione: wszystkie nowe ulice i place będą miały patronki, aż uzyskany zostanie parytet. Do tego celu jest daleko, 375 nazw jest ku czci mężczyzn, a ledwie 12 ku czci kobiet.

Pod wpływem krytyki, także międzynarodowej, radni znaleźli jednak kompromis. Ostatecznie, jak podała berlińska prasa, nadali placowi przed Muzeum Żydowskim imię Fromet i Mosesa Mendelssohna. Fromet była żoną filozofa. Przy okazji media lokalne wypomniały radnym, że wcześniej wcale nie byli tak rygorystyczni w stosowaniu uchwały z 2005 roku. Nadali dwóm ulicom męskich patronów, w tym jedną nazwali imieniem Rudiego Dutschke, ikony lewicowych studentów z czasów buntu 1968 roku.

Kreuzberg (połączony z Friedrichshainem) jest do dziś dzielnicą mocno lewicową i alternatywną, i jedynym miejscem w Niemczech, gdzie regularnie wygrywają Zieloni (dwa lata temu uzyskali tam ponad 30 proc. głosów)
rp.pl


29.04.2013, 06:41

Von Gender-Bekloppten und Mord-Profiteuren

Geschrieben von Rainer Balcerowiak
Sonntag, 28. April 2013

Moses Mendelssohn gehört zu den großen Philosophen der deutschen Aufklärung, der sich trotz der großen europäischen Tradition des Antisemitismus zur Aufgabe gemacht hatte, die Integration seiner jüdischen Glaubensbrüder in das deutsche Kulturleben voran zu treiben. Und wenn es heute um die Benennung eines öffentlichen Platzes vor dem Jüdischen Museum in Berlin-Kreuzberg geht, sollte der Vorschlag, ihn nach Moses Mendelssohn zu benennen, eigentlich unstrittig sein. Doch dieser habe „leider das falsche Geschlecht“, befand die mit Abstand stärkste Partei in der Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung, die Grünen. Schließlich habe man beschlossen, dass neue Straßenbenennungen ausschließlich Frauen vorbehalten seien, bis deren Anteil dem der Männer entspricht.

Das ist so unfassbar, dass man es kaum glauben mag. Und niemand hat diesen, vom Gender-Wahn befallenen Kultur- und Geschichtsignoranten ein paar pädagogisch gebotene Ohrfeigen verpasst. Stattdessen verständigte sich die Mehrheit des Bezirksparlament, friendly supported bei SPD, auf einen unglaublich faulen Kompromiss: Der Platz wird künftig „Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz" heißen. Man ahnt es: Fromet war die Ehefrau des Philosophen. Wolfgang Lenk, grüner Bezirkspolitiker, nannte dies eine „geniale Idee“. Durch die Benennung seien „zwei Dimensionen berücksichtigt. Das eine ist die gewichtige Dimension der jüdischen Aufklärung, aber die andere Dimension ist diese demokratisierte Paarbeziehung." Die Grünen können stolz sein: Sie haben diesen doofen patriarchalischen Juden in Berlin mal so richtig gezeigt, was eine anständige deutsche Gender-Harke ist.

Doch in anderen Berliner Bezirken sind die Provinzpolitiker auch nicht besser. In Moabit wurde am Donnerstag die Eröffnung eines neuen Einkaufszentrums im Gebäude des alten Hertie-Kaufhauses gefeiert. Hauptmieter ist die Bekleidungskette C&A; Anlass für Stadträte und die Gentrifizierer der Sanierungsbüros, reichlich von der „neuen Attraktivität und Lebendigkeit der Turmstraße“ zu faseln. Die Turmstraße mag jetzt ein bisschen lebendiger sein, die Arbeiterinnen, die vor einigen Tagen in Bangladesch am Verlassen einer akut einsturzgefährdetenb Textilfabrik gehindert wurden, sind dagegen mausetot. Produziert wurde dort u.a. auch für die Riesenprofite von C&A, wie die Frankfurter Rundschau berichtete. Blutige Billigklamotten für die Attraktivität der Turmstraße und Geschlechterzensur bei der Ehrung großer jüdischer Philosophen. Berlin ist manchmal einfach nur borniert und scheiße.

Da fällt der alltägliche Terror gegen Konsumenten kaum noch ins Gewicht. Mein Versuch, bei einer Schuh-Kette namens RENO ein paar stabile Stoffschuhe zu erstehen, endete jedenfalls mit einem Wutausbruch. Denn es war nicht möglich, die Schuhe anzuprobieren, da sie ohne Schnürsenkel angeboten wurden. Meine entsprechende Nachfrage beschied der Verkäufer mit dem Hinweis, das dies “inzwischen bei vielen Modellen üblich sei“ und man ja schließlich auch mit dem kleinen Gummizug über dem Spann feststellen könne, ob der Schuh passt. Was natürlich kompletter Schwachsinn ist. Ich werde mich jedenfalls nicht daran gewöhnen, künftig beim Schuhkauf eigene Schnürsenkel mitzubringen, und RENO steht ab sofort auf meiner ganz persönlichen schwarzen Liste.

Schlechte Laune macht Magendrücken. Also schnell noch die für mich in diesem Jahre ersten Stangen Brandenburger Spargel besorgt, der endlich die 10-Euro-pro-Kilo-Schranke unterschreitet. Ich werde es mit einem holzfreien Chardonnay versuchen. Das geht vermutlich schief, und daher steht natürlich noch einen No-Risk-Weißburgunder im Kühlschrank. Über die Ergebnisse wird berichtet.


29.04.2013, 06:36

Kolumne Frauensache Eine Frauenquote für Straßennamen?

zuletzt aktualisiert: 29.04.2013

Im Streit um die Berliner Moses-Mendelssohn-Straße wird der ganze Irrwitz des übertriebenen Feminismus offenbar: Mit gelebter Gleichberechtigung hat er nichts mehr zu tun.

Feminismus ist wie Currywurst – er verursacht Völlegefühl. Zumindest manchmal. Ich meine das Gefühl, vollgestopft zu werden mit politisch überkorrektem, krampfhaft gleichberechtigtem und doch nur rein symbolischem Aktionismus. Kurz: mit Schwachsinn, der als Dienst an der Gleichberechtigung verkauft wird.

Mein neuestes Lieblingsbeispiel hierfür ist die Namensgebung eines Platzes vor der Akademie des Jüdischen Museums in Berlin. Der Stiftungsrat schlug vor, ihn "Moses-Mendelssohn-Platz" zu nennen. Mendelssohn war der wohl berühmteste Jude des 18. Jahrhunderts, ein Aufklärer und Feind des Orthodoxen, dessen Namen die Nazis in der deutschen Öffentlichkeit vergessen machen wollten. Der jetzige Wunsch des Jüdischen Stiftungsrats ist ebenso verständlich wie sinnvoll – für die zuständigen Bezirksverordneten aber ein Problem. Wegen der Frauenquote. Die dort regierenden Grünen haben nämlich beschlossen, Straßen und Plätze so lange nur nach Frauen zu benennen, bis eine Quote von 50 Prozent erreicht ist.

Mal abgesehen davon, dass bei der Rudi-Dutschke-Straße ebenso wie bei der Silvio-Meier-Straße (Meier war ein Hausbesetzer, der von Neonazis ermordet wurde) Ausnahmen von dieser Regel gemacht wurden, ist eine Quote im Straßenbild absurd. Mit gelebter Gleichberechtigung hat sie jedenfalls nichts zu tun. Denn was nützen 50 Prozent weiblicher Straßennamen, wenn zum Beispiel Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten weiterhin in der Minderheit sind?

Solche unsinnigen, verbissen geführten Stellvertreterkämpfe sind der Grund, warum sich vielen die Fußnägel hochrollen, wenn sie das Wort "Quote" im Zusammenhang mit "Frau" hören. Der Kampf für Gleichberechtigung auf allen gesellschaftlichen Ebenen, auch "Gender Mainstreaming" genannt, droht sich lächerlich zu machen. Wenn etwa amerikanische Historikerinnen im Zuge einer feministischen Geschichtsschreibung fordern, "History" durch "Herstory" zu ersetzen ("his" bedeutet "sein", "her" bedeutet "ihr"). Oder wenn das Projekt "Bibel in gerechter Sprache" das Vaterunser frauenpolitisch korrekt überarbeitet in "Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel ...". Anstatt Geschichte umzuschreiben, sollten Frauen die Chance nutzen, endlich Geschichte zu machen. Dazu ist die Namensgebung für Gott und für Straßen ähnlich bedeutend wie die Reissäckin, die in China umfällt.

In Berlin hat es jetzt eine Einigung bei der Platzbenennung gegeben. Er wird nach dem Ehepaar Mendelssohn heißen: "Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz". Da ist es wieder, das Currywurst-Gefühl.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de


29.04.2013, 06:30

Mehrheit für Mendelssohns
Ende einer teilweise peinlichen Namensfindung

25.04.2013 / Thomas Frey

Kreuzberg. Zum Schluss war das Ergebnis sogar einstimmig. Alle Bezirksverordneten votierten bei der finalen Abstimmung dafür, den Platz vor der Akademie des Jüdischen Museums nach dem Ehepaar Fromet (1737-1812) und Moses Mendelssohn (1729-1786) zu benennen.
Mit dieser Entscheidung wollte die BVV wenigstens am Ende dieser seit einem Jahr dauernden Namensdebatte ein geschlossenes Bild vermitteln und manche Peinlichkeiten vergessen machen. Davon zeugte bereits die Debatte zuvor, die, anders als einige Äußerungen zuvor, ein sehr hohes Niveau hatte.

Fromet und Moses Mendelssohn sind ein salomonischer Kompromiss. Einerseits wird dem Wunsch des Jüdischen Museums zumindest in Teilen Rechnung getragen. Wie mehrfach berichtet, hatte sich das Museum schon lange für Moses Mendelssohn als Favoriten ausgesprochen. In einer Online-Petition fand dieser Vorschlag seit Mitte April rund 2000 Unterstützer. Gleichzeitig galt es die Anhänger eines ausschließlichen Frauennamens ebenfalls zufriedenzustellen. Denn es gibt diesen BVV-Beschluss, nachdem in Friedrichshain-Kreuzberg bei Neu- und Umbenennungen öffentlicher Straßen und Plätze ausschließlich weibliche Personen berücksichtigt werden dürfen.

Bis zuletzt wurden deshalb immer wieder neue Frauennamen ins Spiel gebracht. Zuletzt der von Rahel Levin-Varnhagen, Literatin und Betreiberin des ersten Berliner Kultursalons. Für sie machten sich große Teile der Grünen-Fraktion stark. Ihr Leben stehe für den vergeblichen Versuch, Teil der damaligen Mehrheitsgesellschaft zu werden. Mit solchen Schwierigkeiten hätten auch heute noch viele Menschen zu kämpfen, meinte die Fraktionsvorsitzende Jana Borkamp. Nicht nur ihr Parteifreund Dr. Wolfgang Lenk sah das anders: Rahel Varnhagen habe versucht, sich zu assimilieren und ihr Judentum zu verleugnen - anders als Moses Mendelssohn, der als jüdisch-deutscher Aufklärer als Vorbild für Toleranz und Interkulturalität gewirkt habe. Gleiches gelte auch für die Beziehung zu seiner Frau Fromet, einer Ehe auf Augenhöhe. "Der Vorschlag Fromet und Moses Mendelssohn ist deshalb die optimale Lösung." Ein Kompromiss, der auch für das Jüdische Museum "vertretbar" ist.


28.04.2013, 22:11

Ephemera

Kurz und flüchtig

Der Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz oder die Angst des Feuilletonisten vor dem Weiblichen

Nach allem, was man liest, hat der Philosoph Moses Mendelssohn seine Frau Fromet (geb. Gugenheim) sehr geliebt, und sie ihn. Als die beiden sich kennenlernten, soll die schöne Tochter eines Hamburger Kaufmanns zunächst von Mendelssohns starker Wirbelsäulenverkrümmung irritiert gewesen sein. Er gewann ihr Herz, indem er ihr erzählte, dass bei der Geburt eines jüdischen Kindes im Himmel verkündet würde, wen es einmal heiraten würde. Als er geboren wurde, habe Gott ihm seine zukünftige Frau genannt und ihm gesagt, dass sie einen Buckel haben werde. „Lieber Gott“, habe er gesagt. „Ein missgestaltetes Mädchen würde verbittert und unglücklich werden. Lass mich den Buckel haben, und mache sie dafür wunderschön.“

Von dieser Geschichte gerührt willigte Fromet ein, seine Frau zu werden — wenig verwunderlich, denn seien wir ehrlich, es ist ein Anmachspruch, der so ziemlich alle anderen Anmachsprüche alt aussehen lässt. Sie brachte dann zehn Kinder zur Welt, von denen drei Söhne und drei Töchter überlebten, die alle interessante und begabte Menschen waren. Außerdem hielt sie ihm ganz offensichtlich den Rücken frei, damit er trotz dieser Kinderschar einer der angesehensten deutschen Philosophen der Aufklärung werden konnte.

Würde Moses Mendelssohn sich freuen, wenn man ihm nicht nur die Ehre zuteil werden ließe, die Straße vor dem Jüdischen Museum in Berlin nach ihm zu benennen, sondern sogar seine geliebte Ehefrau gemeinsam mit ihm verewigen und der Straße den Namen „Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Patz“ geben würde? Ich denke, auf einen Straßennamen hätte er schulterzuckend verzichtet, aber die gemeinsame Ehrung mit seiner Frau würde ihn sehr freuen.

Deshalb wäre er sicher dankbar für den Beschluss der grünen Bezirksregierung in Friedrichshain-Kreuzberg, neuen oder neu zu benennenden Straßen solange die Namen von Frauen zu geben, bis fünfzig Prozent aller Straßen im Bezirk nach Frauen benannt sind. Denn seien wir ehrlich, ohne einen solchen Beschluss wäre niemand auf die Idee gekommen, seine Frau mit in den Straßennamen aufzunehmen.

Warum das deutsche Feuilleton sich nicht mit Moses Mendelssohn freuen kann, sondern in Frauen- und Gleichstellungshass verfällt, verstehe ich zwar nicht, aber es wundert mich auch nicht weiter, denn das deutsche Feuilleton lässt ja keine Gelegenheit aus, in Frauen- und Gleichstellungshass zu verfallen.

Und so ist es nur trübsinnige Routine, dass ein Götz Aly in der Berliner Zeitung von „antiurbanen“, „geistig eingleisigen“ und „halbstalinistischen“ Grünen schwafelt, dass ein Sebastian Hammelehle auf Spiegel Online von „deutschem Regelungswahn“ phantasiert, der die „historisch unbedeutende“ Fromet unverdienterweise auf ein Straßenschild hievt, dass ein Alexander Josefowicz im Hamburger Abendblatt Fromet Mendelssohn als Zahnarzt-Gattin aus der Zahnpasta-Werbung inszeniert, dass für einen Peter Mühlbauer auf Telepolis der Straßenname ein „bizarres Ergebnis“ von „Gender-Dogmatismus“ ist und dass der unsägliche Harald Martenstein im Tagesspiegel seinen üblichen merkbefreiten Abklatsch der anderen Feuilletonisten von sich gibt (und den einzigen — und sehr müden — Gag in seinem Text von Götz Aly klaut)?

Wie kastrationsverängstigt muss man(n) eigentlich sein, um durch die bloße Mit-Erwähnung einer Frau auf einem Straßenschild so ins Schäumen zu geraten? Und wie weit entfernt sind wir von einer aufgeklärten Gesellschaft, wenn solche Angstphantasien als niveauvolle Diskussion gelten?

Ich erhebe mein Glas auf Fromet Mendelssohn und ihren Mann Moses und hoffe, dass man mir, falls ich in zweihundert Jahren mit einem Straßennamen geehrt werden sollte, ebenfalls meine heißgeliebte Frau zur Seite stellen wird.


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