03/14/2012, 14:15
Ergänzung vom 14. März: Auf Antrag von Herbert Mondry (Berufsverband Bildender Künstler Berlins e.V.) wurde Punkt 6 um ein konkretes Beispiel erweitert.
Neuer Petitionstext: Die Koalition der Freien Szene bündelt Ideen und Vorschläge, die unterschiedliche Netzwerke, Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen für eine neue Kulturpolitik entwickelt haben.
10 Punkte für eine neue Kulturpolitik:
Die gegenwärtige Praxis der Kulturförderung muss hinterfragt und an vielen Stellen neu gedacht werden. Das Fördersystem muss sich flexibel den Bedürfnissen einer sich wandelnden künstlerischen Praxis anpassen. Gegenwärtig aber zementiert das Fördersystem vor allem einen fragwürdigen Status Quo und nicht die ständige Veränderung, für die Berlin weltberühmt ist.
1. Die Koalition der Freien Szene fordert eine Erhöhung der Ausgaben für Kultur innerhalb des Berliner Gesamthaushalts und dabei insbesondere eine substanzielle Aufstockung der Förderetats für freie Projekte. Die Einführung einer Citytax wird begrüßt. Mindestens 50% der Einnahmen aus der Citytax sollen in die Förderung der Freien Szene fließen.
2. Kulturförderung aus der künstlerischen Praxis heraus.
Entstandene Produktionsstrukturen bedürfen neuer Förderinstrumente:
1) Eigenmittelfonds. Dieser wird dringend benötigt, um nicht geförderte Ensembles und Künstler in die Lage zu versetzen, substanzielle Anträge bei Hauptstadtkulturfonds, Kulturstiftung des Bundes, Privatstiftungen oder auch der EU stellen zu können.
2) Förderetat für Wiederaufnahmen erfolgreicher Projekte und Produktionen, der anders als im bisherigen Verfahren innerhalb der Einzelprojektförderung eine flexible Struktur aufweist, so dass die Zuwendung für Wiederaufnahmen zeitnah und spontan erfolgen kann.
3) Spartenübergreifender Fonds für Forschung, Entwicklung und Recherche sowie Mittel für Künstlerresidenzen.
4) Aufhebung des Festivalförderverbotes.
5) Einrichtung eines Fonds für kulturelle Vielfalt in Anlehnung an die Forderung des Rates für die Künste.
3. Schaffung und Förderung von Häusern mit eigenen Produktionsetats für die Freie Szene.
Interdisziplinär arbeitende Häuser nehmen innerhalb der freien Strukturen sogenannte Ankerpositionen ein, indem sie z.B. eigenständig nationale und internationale Koproduktionen und Festivalkooperationen anstoßen und durchführen können. Auf eine solche Infrastruktur kann die Freie Szene nicht mehr verzichten, da sonst keinerlei Möglichkeit zur kontinuierlichen Entwicklung und Planungssicherheit besteht.
4. Hauptstadtkulturfonds - Freie Mittel für freie Strukturen!
Aus dem Hauptstadtkulturfonds dürfen keine Regelförderungen finanziert werden, damit die Fördermittel in vollem Umfang freien Projekten zur Verfügung stehen. Anträge von institutionell geförderten Kultureinrichtungen sollen nur berücksichtigt werden, wenn das Projekt maßgeblich mit Künstlern freier Strukturen realisiert wird. Das Votum der Jury ist bindend.
5. Einführung einer Honoraruntergrenze für öffentlich geförderte freie Künstler.
Um eine Reduzierung der geförderten Projektanzahl zu vermeiden, hat dies eine Etaterhöhung zur Folge. Die Forderung des LAFT und TanzRaumBerlin/Tanzbüro Berlin/ztb e.V. nach einer Honoraruntergrenze der freien Darstellenden Künste versteht sich in diesem Sinne als Pilotprojekt für alle Künste.
6. Die Fördersysteme für Musik und Bildende Kunst müssen in Struktur und finanzieller Ausstattung der Förderung im Bereich der Darstellenden Künste angeglichen werden. werden, unter anderem durch Ausstellungshonorare für Bildende Künstler.
7. Die Liegenschaftspolitik muss zugunsten von Kultur und Stadt neu gedacht werden.
Die Koalition der Freien Szene fordert ein Moratorium zum Verkauf von Landesimmobilien. Der Vergabe von Grundstücken im Erbbaurecht ist Vorrang gegenüber einem Verkauf zu gewähren. Stadtentwicklungspolitik ist Kulturpolitik.
8. Bezirkliche Kunst- und Kulturförderung muss dringend erhalten und ausgebaut werden.
Eine Stärke Berlins ist seine historisch gewachsene Dezentralität. Die Kulturförderung in den Bezirken für Projekte und Institutionen bildet die Grundlage für kulturelle Vielfalt und schafft ein Angebot, das die Berliner Bevölkerung in ihrer sozialen Vielschichtigkeit erreicht. Dezentrale Projektförderung wird für alle Berliner Bezirke gefordert.
9. Solidaritätsprinzip
Kooperation und Partnerschaft zwischen festen Institutionen und der Freien Szene ist ausdrücklich zu begrüßen. Eine Zusammenarbeit von Freier Szene und institutionell gesicherten Häusern sollte vom Zuwendungsgeber und von Seiten der Politik stärker unterstützt und gefördert werden.
10. Transparenz und Gerechtigkeit
Regelmäßige Evaluierung der vereinbarten Ziele aller öffentlich geförderten Institutionen. Die Benennung von Jurys mit Vorschlagrecht der Freien Szene hat rechtzeitig zu erfolgen und soll transparent sein.
"Was die Stadt der Kunst geben sollte, ist schlicht ein Anteil von dem, was die Kunst der Stadt gegeben hat und weiterhin gibt." (Initiative Haben & Brauchen).